Gesichter sprechen lauter als Worte
Für unser Kontaktverhalten ist das Lesen im Gesicht von enormer Bedeutung. Die Mimik zu deuten, ist das erste, was wir als Baby lernen. In Zeiten, in denen wir einen Teil unseres Gesichtes verdecken müssen, ist es ganz interessant zu betrachten, was wir laut Verhaltensgenetik da eigentlich verstecken. Was erzählen Augen und vor allem Nasen, Mund und Kinn über unser Verhalten und unsere Bedürfnisse ?
Was können wir im Gesicht erkennen? Bist du aufgeschlossen im Kontaktverhalten, gehst rasch auf Menschen zu, magst keine Förmlichkeiten? Oder beobachtest du zuerst lieber aus der Distanz? Fühlst du dich sicher und lebendig im Ausdruck deiner Gefühle und redest gerne? Augenbrauen und Mund können dir mehr darüber erzählen….
Jeder von uns ist ein einzigartiges Wesen. Unser Aussehen ist eine Mischung von mütterlichen und väterlichen Genen und bestimmt, wie wir „von Natur aus automatisch funktionieren". Wenn du wissen möchtest welche Anlagen du von deinem Vater hast, schau dir deine rechte Gesichtshälfte an. Wenn du die deiner Mutter sehen willst, schau dir die linke Gesichtshälfte an. Teile z.B. ein Foto von dir und bilde dann dein Gesicht neu aus 2x der rechten oder 2x der linken Gesichtshälfte und du wirst staunen, wie du dich veränderst.
Durch Sozialisation und Erziehung haben wir alle ein vielseitiges Verhaltensrepertoire erlernt – ABER - besonders in neuen, Stress- oder Konfliktsituationen greifen wir instinktiv auf unsere „strukturbedingte“ Veranlagung zurück. Des Menschen Geschichte steht in seinem Gesichte! Hier 2 Beispiele:
Nähe oder Distanz im Kontaktverhalten?
Beginnen wir mal bei den Augen. Stell dir vor du bist auf einer Party oder einer Veranstaltung. Da gibt es Menschen, die sofort den Kontakt suchen, sehr aufgeschlossen sind und andere, die vorerst einmal alles aus der Ferne beobachten. Hast du dir schon mal die Augenbrauen dieser Menschen genauer angesehen? Nein bestimmt nicht, aber ab jetzt wirst du das wahrscheinlich tun ;-)
Niedrige Augenbrauen
Menschen mit Augenbrauen dicht über den Augen, haben einen spontanen Optimismus, springen in das, was sie interessiert, sofort hinein. Dabei schaffen sie gerne eine umgängliche Atmosphäre, kommen schnell nahe und berühren andere gerne „kumpelhaft“. Förmlichkeiten liegen ihnen nicht sehr. Sie sammeln Informationen in der Nähe und erst danach werden Entscheidungen getroffen. Daher werden sie manchmal als unverbindlich angesehen. Sie fühlen sich wohl, wenn ihre aufgeschlossene Art angenommen wird und geraten in Stress, wenn ihre Art nicht erwidert wird oder der Gesprächspartner sogar auf Distanz geht. Genau das könnte ihnen aber bei Menschen mit hohen Augenbrauen passieren.
Hohe Augenbrauen
Diese Menschen beobachten zuerst aus der Distanz, haben ein hohes Informationsbedürfnis, scheinen manchmal wählerisch. Sie schätzen am Beginn von Begegnungen räumliche, geistige und förmliche Distanz und freuen sich, wenn dieser „Sicherheitsabstand“ gewahrt wird. Diese Distanz ist aber kein Zeichen von Voreingenommenheit, Kälte oder Desinteresse, nein diese Menschen wollen sich einfach zuerst ein umfassendes Bild machen und sich sicher fühlen. Danach treffen sie Entscheidungen oder lassen mehr Nähe zu, sind dann aber auch sehr verbindlich. Mit Menschen, die ihnen schnell nahekommen, sie vielleicht auch noch berühren und sich unverbindlich verhalten, kommen sie leicht in Stress.
Auch unsere Mimik zeigt dieses Spiel der Augenbrauen – wenn wir uns konzentrieren und etwas näher betrachten wollen, ziehen wir die Brauen zusammen (muskuläre Senkbewegung). Wenn wir erstaunt sind ziehen wir die Brauen hoch, oft begleitet durch ein Zurückneigen des Kopfes, um auf Distanz zu gehen.
Reden wie ein Wasserfall oder stumm wie ein Fisch?
Und jetzt kommen wir zum Mund- und Kinnbereich, dieser steht vorallem für unser spontanes und instinktives Ausdrucksvermögen, verbal und emotional. Schon der Volksmund sagt, wir pressen die Lippe zusammen oder beißen uns auf die Lippen, um etwas nicht zu sagen, was uns vielleicht auf der Zunge liegt. Vielleicht durften wir früher einmal nicht viel sprechen oder wurden nicht gehört und ernst genommen. Über die Zeit wurden unsere Lippen immer schmäler. Ob wir leicht Worte und Gefühle freigeben oder festhalten, darüber können uns also die Lippen Auskunft geben.
Volle Lippen (kommt mehr bei Frauen vor – auch ohne Botox ;-)
Menschen mit vollen Lippen reden gerne, sie fühlen sich lebendig im verbalen Ausdruck. Über das Reden gewinnen sie Energie, sortieren ihre Ideen und werden klar darüber was sie wollen. Daher neigen sie dazu sehr ausschweifend zu sprechen. Sie fühlen sich wohl und angenommen, wenn man ihnen zuhört, besonders, wenn sie über ihre Gefühle sprechen können. Wenn du so eine Person fragst, wie es ihr geht, stelle sicher, dass du Zeit hast ;-). Unterbrechungen werden meist sehr persönlich genommen und wenn sie gar in ihrem verbalen Ausdruck geblockt werden, kommen sie in Stress und fühlen sich nicht wertgeschätzt.
Schmale Lippen (kommt mehr bei Männern vor)
Menschen mit schmalen Lippen haben sich „abgewöhnt“ ihren verbalen Ausdruck freien Lauf zu lassen, ganz besonders, wenn es um Gefühle geht. Sie bevorzugen das Gespräch über Fakten und Zahlen. Sind knapp und präzise in ihren Fragen und Antworten und haben die Gabe, die Dinge auf den Punkt zu bringen. In solchen Gesprächen fühlen sie sich wohl. Zahlen, Daten, Fakten, klar und präzise. Alles andere halten sie für Zeitverschwendung. Diese Menschen kommen wiederum in Stress, wenn man von ihnen verlangt über Gefühle zu reden. Dann ziehen sie sich zurück, reagieren mit Ablehnung oder Sarkasmus. Sie schalten innerlich ab, wenn ihr Gegenüber zu lange (aus ihrer Sicht) „schwafelt“. Ihre Zuwendung und Gefühle zeigen sie eher durch Taten und Handlungen statt durch Worte.
Beispiel aus dem Beziehungsalltag:
SIE (volle Lippen): „Schatz, du sagst mir nie, dass du mich liebst, komm setz dich, reden wir doch drüber“
ER (schmale Lippen) zieht sich zurück und sagt: "Ich weiß nicht was du immer hast, ich habe dir erst gestern Blumen geschenkt, kürzlich die Waschmaschine repariert und auch den Müll runtergetragen..“
Sie fühlen sich beide unverstanden – wie gut wäre es, wenn sie über die veranlagten, unterschiedlichen Bedürfnisse Bescheid wüssten…
Es gibt noch viele solche Zeichen, die zu uns sprechen noch bevor wir sprechen. Sie wirklen in jeder Kommunikation, ob wir wollen oder nicht. In der Beratung ist dieses Wissen ebenfalls von großer Bedeutung, da wir noch besser auf die Bedürfnisse unserer Klienten eingehen können. Willst du auch mehr darüber wissen? Dann komm zum Seminar! Es findet heuer das erste Mal online statt!
ONLINE SEMINAR GESICHTER LESEN am 27.06.2020 von 10.00h-18.00h
Zu wissen was Augen-, Nasen-, und Gesichtsformen über dich und deinen Gesprächspartner erzählen, bringt automatisch mehr Verständnis, Respekt und Erfolg in jede Kommunikation und befreit dich von manch gelernten Vorurteilen.
© brainsisters, Sylvia Fischer